Quarterlife Crisis – klingt komisch? Gibt es aber.
Wer kennt sie – die Sinnkrise nach dem ersten Lebensviertel? Mir war die Midlife Crisis früher ein Begriff, aus Erzählungen oder Büchern. Menschen, die das halbe Leben hinter sich haben und akut ins Grübeln kommen, ob sie im Leben genügend erreicht haben. Oder so ähnlich. Naja, mit 45-50 darf man das ja schon mal, oder? Was aber zum Teufel sollte eine „Quarterlife Crisis“ sein, die vor allem bei Menschen um die 25 bis 30 auftreten soll? Was soll denn an „Mitte Zwanzig“ schlimm sein? Man ist fertig mit der Ausbildung oder sogar auch Studium, hat wohl seine erste eigene Wohnung, ist jung und hat unfassbar viele Zukunftspläne! Das Tückische, was sich dahinter verbirgt, kam erst zum Vorschein als ich selbst soweit war und mich nämlich genau in der besagten Sinnkrise wiederfand: Mit Mitte Zwanzig.
„Einfach mal raus!“ Ja… raus aus was eigentlich? Und wohin?
So eine Lebenskrise kann natürlich ganz unterschiedlich aussehen und man darf sie sich nicht immer so furchtbar dramatisch vorstellen. „Mein Leben ist eine Katastrophe, nichts macht mehr Sinn, alles ist Mist“ – nein, so muss das nun wirklich nicht laufen! Aber dennoch hatte ich Gefühle, mit denen ich einfach nicht wirklich im Reinen war. Irgendwas hat gestört und dem bin ich auf den Grund gegangen.
Ich hatte es satt, ein Schaf in einer Herde zu sein und mit allen mitzulaufen, „weil man es halt so macht“. Ich habe mich nach Freiheit gesehnt, ohne wirklich zu wissen, was genau ich wollte. Aber einfach RAUS. Raus aus dem System, das aus Erwartungen, Anforderungen und Gesellschaftsdruck bestand.
Es fing ja schon früh an. Gegen Ende der Schulzeit wurde fleißig geplant, was man danach macht. Aber nicht etwa im Sinne von – „Hey, studiere ich oder nehme mir eine Auszeit?“ Nein, es ging direkt darum, was man studiert oder welche Ausbildung man macht. Zu unserer Zeit (oder einfach in unserem Umfeld?) waren Auslandsjahre und Weltreisen absolut kein Thema und so kam weder ich auf die Idee, mir etwas Abstand von der schulischen Laufbahn zu nehmen noch kannte ich jemanden, der auf einmal mit Rucksack um die Welt gezogen ist. Das ist jetzt 10 Jahre her und es freut mich so sehr, so viele junge Menschen zu sehen, die sich Zeit lassen und die Welt bereisen, sich klar werden, was sie sich von diesem Leben wünschen und auf ihr Herz hören. Es gehört jetzt deutlich mehr zur „Normalität“ wie mir scheint und das ist einfach großartig.
Die Suche nach dem Sinn
Irgendwann mit Mitte 20, genauer gesagt 25, hatte sich in mir tatsächlich eine Unzufriedenheit entwickelt, die ich weder hinnehmen konnte noch wollte. Der Job am Schreibtisch und Computer (Vertrieb) kam mir immer sinnloser und ich mir immer unnützer vor. Nach 8 Stunden im Büro habe ich mich zunehmend gefragt, was ich denn nun wirklich der Welt gebracht habe? Und ich rede nicht vom Profit des Unternehmens oder von zufriedenen Kunden, aber so wirklichNützliches? Etwas, was wirklich etwas bewegt und nicht einfach den Sinn und Zweck hat, das Konto am Ende des Monats zu füllen? Die Gedanken mögen sich absurd anhören, denn wir alle müssen natürlich irgendetwas tun, um für unseren Lebensunterhalt sorgen zu können. Aber damit wollte ich mich nicht mehr zufrieden geben.
Gleichzeitig kam das Thema Familie auf. Ich wollte noch vor meinem 30. Geburtstag ein Kind bekommen, aber jetzt, wo die Zeit eigentlich „reif“ war, fühlte es sich noch nicht richtig an. Steffen und ich waren seit einer gefühlten Ewigkeit zusammen und es stand ausser Frage, dass Kinder bald folgen würden. Aber dieses Gefühl, dass ich eigentlichsehr gern Kinder hätte, aber mir einfach noch etwas anderes fehlte, zehrte an mir. Irgendwie hatte ich das Gefühl, noch nicht richtig GELEBT zu haben. Zu wenig von der Welt gesehen zu haben, zu wenig inspirierende Menschen kennengelernt zu haben, zu wenige Entscheidungen aus dem Gefühl heraus getroffen zu haben.
Mein Weg zu einem glücklicheren Ich: Das Reisen.
Die Idee, auf Weltreise zu gehen, verbreitete sich rasant in meinem Kopf. Zunächst nur sehr wage- sicheren Job aufgeben? Wohnung auflösen? So ziemlich jeder aus meinem Umfeld würde wohl sagen, dass es absolut verrückt sei. Aber vor allem: Was würde Steffen dazu sagen? Er ist von uns beiden der Ruhepol, er geht überlegt und durchdacht an Dinge ran. Er mag keine Sprünge ins kalte Wasser. Würde er das Abenteuer mitmachen? Aber nicht nur mitmachen, sondern wirklich mitLEBEN? Weil er die Welt genauso sehen und kennenlernen will wie ich? Und ja, das wollte er! Er hat es sich durch den Kopf gehen lassen, er hat dazu seine Gedanken geordnet und dann… Ja, dann war er Feuer und Flamme! Aber wie! Die Entscheidung, die Planung der Reise, die dazugehörigen Recherchen, Abwägungen und Ideen gaben uns einen ungeheuren Kick. Plötzlich machte alles Sinn und das Leben erstrahlte in ganz neuen Farben! Oh, es fühlte sich nach der besten Entscheidung unseres Lebens an und im Prinzip war sie es auch.
Freiheitsgefühle
Und im Nachhinein weiss ich auch ganz genau, was dieses „etwas“ war, das mir so sehr gefehlt hat. Und zwar einfach mal so zu leben, wie ich es für richtig halte. Etwas zu tun, ohne mich in der Entscheidung von irgendjemanden beeinflussen zu lassen. Nicht mehr mit allen mitzulaufen, sondern sich quer zu stellen und zu sagen: ICH möchte jetzt aber SO leben. Und ich pfeife auf eure langen Gesichter und rollenden Augen hinter meinem Rücken, wie unnötig und sinnlos es ist. Und ich pfeife auf Arbeitgeber, die mich später nicht mehr einstellen möchten, weil ich einfach so ein Jahr lang in der Weltgeschichte unterwegs war. Nein, ich habe in dieser Zeit keinen tollen Sprachkurs gemacht, der von Vorteil sein würde, wenn ihr mich einstellt. Nein, ich war unterwegs auch in keiner sozialen Organisation tätig, was sich als „ehrenamtliches Engagement“ bestimmt noch halbwegs gut im Lebenslauf machen würde. Ich bin einfach gereist und habe jetzt eine verdammte Lücke in meinem Lebenslauf und die war GEIL!
Traut euch, zu leben!
Und das ist auch das, was ich jedem ans Herz legen möchte, der sich in einer solchen oder ähnlichen Sinnkrise befindet, wie ich damals: Geht in euch hinein und findet heraus, was euch fehlt. Findet den Kern, der euch das schlechte Gefühl gibt. Und dann habt den Mut, euer Leben selbst in die Hand zu nehmen. Vertraut eurem Gefühl und eurem Herz. Der Verstand ist schön und gut, aber er kann einen auch gewaltig ausbremsen. Und glaubt auf g a r k e i n e n F a l l, dass ihr mit Mitte 20 oder 30 oder überhaupt egal in welchem Alter zu alt für einen kompletten Neuanfang seid und eigentlich schon „dies und jenes“ erreicht haben müsstet. Bullshit! Niemals ist es zu spät, glücklich zu sein! Und das ist auch das einzige, was es zu erreichen gibt. Das Leben ist ein Fest. Zelebriert es!
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Danke für deinen Beitrag. Ich weiß was mir fehlt und ich würde so gerne mit meinen beiden Jungs reisen. Die Welt sehen, die Zeit zwischen uns qualitativ nutzen. Dem kleinen (21 Monate) Erinnerungen schenken.
Keinen verschlingenden Alltag mehr.
Mein großer Mann ist zu sehr Kopfmensch.
Wenn man finanzielle Verpflichtungen hat, wird es schwierig.
Ich verfolge euch aber gerne und reise so ein bisschen mit. LG
Hallo Karin,
wir haben tatsächlich einige Familien kennengelernt, bei denen der Papa nicht gern reist bzw es sich nicht vorstellen kann, längere Zeit unterwegs zu sein. Oder bei dem es beruflich nicht geht. Und sie haben es dann so geregelt, dass die Frau einfach allein mit den Kindern reist. Dann eben nicht dauerhaft, aber über einen längeren Zeitraum. Und dann geht es wieder nach Hause zu Papa :). Wäre das für euch denkbar?
Liebe Grüße, Alina
Hallo Alina,
Wir haben tatsächlich über diese Möglichkeit schon nachgedacht. Da bin dann wiederum ich eher das „Problem“ das ich mir (noch) nicht vorstellen kann ohne ihn zu reisen.
Ich bin wirklich gespannt wie es sich bei uns entwickeln wird ☺
LG Karin